Polemiker, Beobachter, Visionär.

„Daumier ist ungeheuer!“ (Max Liebermann)

Gemälde, Handzeichnungen, Graphik, Bronzen

von Honoré Daumier

Eine Ausstellung der Stiftung Brandenburger Tor im

Max Liebermann Haus

Unter der Schirmherrschaft des Botschafters der Französischen Republik in Deutschland

2. März bis 2. Juni 2013

Die Ausstellung im Liebermann Haus soll an Max Liebermanns Bewunderung für Daumier (für ihn „der größte Künstler des 19. Jahrhunderts“) anknüpfen. Das Palais am Brandenburger Tor beherbergte einst eine Sammlung von 3000 Daumier-Lithographien, dazu nicht weniger als 22 Handzeichnungen und ein wichtiges Ölbild.

Er gehört zu den Großen der französischen Malerei. Über Honoré Daumier (1808-1879) schrieb Baudelaire voll Bewunderung. Delacroix, Degas, Toulouse-Lautrec besaßen seine Werke. Ein Jahr vor seinem Tod zeigte Durand-Ruel, der Galerist der Impressionisten, eine Retrospektive unter der Schirmherrschaft des damals schon legendären Dichters Victor Hugo. Nach 1900 sprang sein Ruhm auf Deutschland über. Max Liebermann, der ebenso wie andere Berliner Kunstfreunde seine Arbeiten sammelte, meinte: „„Daumier ist ungeheuer! […] Wo man ihn packen will, entschwindet er. Er ist als Maler und Zeichner und Lithograph über alle Maßen groß. […] Er ist der größte Künstler des 19. Jahrhunderts. […] Daumier hat alles gekonnt, was er gewollt hat. Er ist das große Genie!“

Heute ist der Name dieses Künstlers den meisten nur durch einige der Lithographien bekannt, die er Jahrzehnte hindurch für die Zeitung Le Charivari und andere Blätter zeichnete: politische Karikaturen in herausfordernd republikanischem Geist und tragische Allegorien auf den Krieg, Schilderungen des modernen Pariser Lebens, der Umgestaltung der Großstadt, der Eisenbahnen, der Fahrten im Fesselballon, der Ausstellungen, Spottbilder auf die enge Welt der resignierten Kleinbürger, das falsche Pathos der Anwälte vor Gericht, die Bildungstümelei – 4000 Kompositionen in 40 Jahren, die kein aktuelles Thema auslassen.

Aber als Maler und Zeichner ohne Auftragsbindung (und gar als Bildhauer) ist Daumier so gut wie unbekannt. In den meist kleinformatigen Ölbildern entwickeln sich andere Aspekte seiner Kunst: ein expressiv gesteigerter, kraftvoller, oft düsterer Ausdruck, ein Hang zu geradezu monumentaler Zusammenfassung der Form. Schicksalhaftes wird beschworen: Flucht, Einsamkeit, Zweifel.

Deutsche Museen besitzen nur sehr wenige dieser Werke. Dank internationaler Unterstützung durch zahlreiche öffentliche und private Sammlungen zeigt die Ausstellung im einstigen Haus Max Liebermanns am Pariser Platz zum ersten Mal in Deutschland alle Tätigkeitsfelder des Künstlers ungetrennt in ihrer wechselseitigen Befruchtung: Daumier als Totalkünstler, wie ihn Liebermann erlebte. Zugleich ist sie eine Hommage an den weitsichtigen Sammler und die ihm befreundeten Berliner Bewunderer Daumiers.

2. März 2013