Die Menschen schätzen die Karikatur, denn sie nimmt ihnen die Rache ab an den Fehlern, an denen die Gesellschaft krankt.

(Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues, 1715 – 1747)

Am 26. Februar 1808 in Marseille geboren, begann Honorè Daumier seine künstlerische Laufbahn in einer Lithographenwerkstätte. Er entwarf Vignetten und Buchtitel, begann also, wie wir heute sagen würden, als Gebrauchsgraphiker.

Im Jahr 1831 änderte sich dies, als Charles Philipon, Herausgeber des populären satirischer Blattes La Caricature, das Talent des jungen Daumier erkannte und ihn für seine Zeitschrift engagierte. Mit bissigen Karikaturen der Politiker der sog. Julimonarchie wurde Daumier schlagartig populär.

Wegen Verspottung des Königs wanderte Daumier 1832 für sechs Monate hinter Gitter, was zwar unangenehm gewesen sein mochte, Daumiers Popularität aber eher nützte als schadete. Die Aufhebung der Pressefreiheit im Jahre 1834 und das Verbot der La Caricature im Jahre 1835 zwangen Daumier, sich von der Politik ab- und neuen Themen zuzuwenden: In der Zeitschrift Charivari, die ebenfalls Charles Philipon gehörte, nahm Daumier mit beißender Ironie die Laster und die Schwächen der bürgerliche Gesellschaft seiner Zeit aufs Korn.In diese Zeit fällt auch die große Serie von Karikaturen, die sich mit der französischen Justiz beschäftigt:

In seinen populären Gens de Justice machte Daumier selbstgefällige Richter, eingeschlafene Beisitzer, fanatische Ankläger, aber auch umtriebige und habgierige Advokaten und deren bedauernswerte Klienten zur Zielscheibe seines Spotts. Das nebenstehende Bild „Le Grande Escalier de Palais de Justice“ (entstanden 1865, heute im Baltimore Museum of Art in den USA zu sehen) ist typisch für jene Schaffensphase des Künstlers.

Zwischen 1836 bis 1838 brandmarkte Daumier in den Caricaturana die Korruption unter dem famosen Bürgerkönig Louis-Philippe.

Ab der Revolution von 1848 wandte sich Daumier wieder politischen Themen zu.

In den Repésentants représentés und den Actualités prangerte er die sozialen Missstände der Zeit an und die Politik Napolens III.

Daumiers Bilder entstanden meist in der ihm geläufigen Technik der Lithographie, wobei er, ohne Farben zu verwenden, den Eindruck starker Farbigkeit erzeugen konnte.

Sein Stil, anfangs streng figürlich, wurde zunehmend freier und entwickelte sich zu malerischer Weichheit, die ihn zu einem Vorläufer des Impressionismus machte. Im Alterswerk reduzierte er die Darstellung schließlich auf angedeutete Linien und Spiralen.

Neben der Lithographie gehörte der Holzschnitt zu seinen bevorzugten Techniken, aber auch Ölgemälde, meist in Grau- und Brauntönen gehalten, und Skulpturen gehören zum künstlerischen Nachlass des Meisters.

Im Alter zog sich der Meister aufs Land zurück und geriet nach und nach in Vergessen-heit.

Daumier starb am 10. Februar 1879 in Valmondois nahe von Pontoise. Seine letzte Ruhe-stätte fand Daumier aber in der 24. Division des Cimitiere Pere Lachaise in Paris.

Daumiers Grab ist heute freilich nur schwer zu finden (es empfiehlt sich, einen kleinen Führer zu Rate zu ziehen, wie sie an den Eingängen des Pere Lachaise zum Kauf angeboten werden). Die Inschrift auf der Grabplatte ist kaum noch lesbar, die Ziersäulen und die schwere Kette, die einst das Grabmal umspannte, vom Zahn der Zeit benagt.Es hat beinahe den Anschein, als wolle das offizielle Paris Daumier bis heute die schonungslose Verspottung seiner einstigen Potentaten nicht verzeihen.

Anders die Kunstwelt: Ab 1900 begann man, sich an Daumier zu erinnern und heute haben Daumiers Bilder Ehrenplätze in den exklusivsten Museen der Welt, vom Musèe d´Orsay und dem Louvre in Paris, über Museen in Wien, Essen, Mannheim und Berlin, bis hin zu dem schon erwähnten Baltimore Museum of Art in den USA.

Mehr zu Honorè Daumier finden Sie im Internet hier

www.daumier.org

The Daumier Register

(aus: www.arztundrecht.at/html/body_osterreich_2008.html, Internet 2008)

P.S. Eine Bemerkung des Daumier-Registers: Zwischenzeitlich haben wir dank Spenden vieler grosszügiger Daumier Freunde das Grab von Honoré Daumier auf dem Friedhof Père Lachaise zu seinem 200. Geburtstag restaurieren können.